Sonntag, 11. November 2018

Kämpferische Wende auf der BR-Konferenz? Tausende KollegInnen würden sich freuen!

Nach den Warnstreiks im Februar scheinen auch bei den Lohn- und Gehaltsverhandlungen für das Jahr 2019 viele GewerkschafterInnen in die Offensive gehen zu wollen. Es wäre toll, die Reallohn- und Gehaltsverluste der letzten Jahre und die Lohnschere zum österreichischen Durchschnitt zumindest schrittweise wettzumachen. 

Dazu müsste ein Abschluss über den MetallerInnen erreicht werden. Diese fordern 5%. Was liegt da näher, als mehr zu fordern? Ein wichtiger Punkt war für den SWÖ-Bereich letztes Jahr die Arbeitszeit, konkret die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 35 Stunden ohne jeglichen Gehalts– und Lohnverlust. Auch heuer sollte eine 35-Stundenwoche wieder – bzw. neu auch bei Caritas und Diakonie - im Zentrum der Forderungen stehen. Eine Arbeitszeitverkürzung muss dazu führen, dass in den Sozial- und Pflegebetrieben mindestens 10% mehr Personal eingestellt wird. Eine Arbeitszeitverkürzung, die nur dazu führt, dass wir dieselbe Arbeit in noch kürzerer Zeit machen müssen, hätte keine positiven Effekte.

Hohe Forderungen sind sehr gut, aber nur die zehntausenden KollegInnen im Sozialbereich und in der Pflege können sie gemeinsam erkämpfen!

Nach der BetriebsrätInnen-Konferenz sollte es Betriebsversammlungen in allen Sozialbetrieben geben. Wenn die Gewerkschaften mit offensiven Forderungen  in die Verhandlungen gehen, ist das gut und richtig. Es wäre jedoch sinnvoll, die Kernpunkte in einer gewerkschaftlichen Globalrunde zumindest mit den KollegInnen, die dem Caritas-KV und dem Diakonie-KV unterliegen, gemeinsam festzulegen und gemeinsam zu erkämpfen.

Wenn wir die Beschlüsse über unsere KV-Forderungen ernst nehmen, muss es eine ehrliche Debatte über die Umsetzung in den Betrieben geben. Eine Bewegung für bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung muss „von unten“ aufgebaut werden. Wir arbeiten mit Menschen, und da ist ein Streik nicht immer leicht. Betriebsversammlungen können ein kämpferisches Signal an die Arbeitgeber sein. Zusätzlich sollte aber dort genau und in Ruhe besprochen werden, was die nächsten Aktionen sind. Vor allem: wie würden Streiks und andere Aktionen in den betroffenen Betrieben ausschauen? Was passiert mit den KlientInnen? Solche Fragen müssen ehrlich besprochen und entsprechende Maßnahmen beschlossen werden (Einbeziehung der Angehörigen, Notdienste, wo es möglich ist: KlientInnen an Streikaktion beteiligen, uvm).

KlientInnen und deren Angehörige, FreundInnen und SachwalterInnen jetzt informieren!
Im Falle eines Arbeitskampfes brauchen wir die Solidarität und die praktische Unterstützung möglichst viele Angehöriger usw. Da die meisten von uns in ihrer Arbeit keinen finanziellen Profit erzeugen, ist es so wichtig, die Solidarität als zusätzliches Druckmittel zu haben. Die allermeisten Menschen wissen, dass wir eine schwere und schlechtbezahlte Arbeit machen, viele Menschen, vor allem Angehörige, würden sich gerne solidarisieren.

Sind wir realistisch: Ohne Streiks wirds nicht gehen! 

Letztes Mal haben die 3stündigen Warnstreiks zu keiner wirklichen Verbesserung des Arbeitgeber-Angebotes geführt. Es war ein Fehler, nicht weiter zu streiken. Wenn bei der heutigen BetriebsrätInnen-Konferenz hohe Forderungen besprochen werden und dann wieder ein niedriger Abschluss rauskommt, wird die Enttäuschung bei vielen KollegInnen zu Recht enorm sein. Viele würden sich in so einem Fall nicht mehr so schnell an Arbeitskämpfen beteiligen. Ein Beschluss von hohen Forderungen zieht eine große Verantwortung nach sich. Die gemeinsamen Aktionstage müssen mit Aktionen auf der Straße und in den Betrieben einhergehen, wenn bei dieser Verhandlung keine ernsthaften Schritte in Richtung hoher Erhöhung und Arbeitszeitverkürzung erkennbar sind.

Beim Streik nicht im Betrieb versauern. 

Im Falle von Streiks gilt es möglichst gemeinsam und möglichst selbstbewusst aufzutreten. Beim Streik im Februar gab es kaum öffentliche Berichterstattung, viele streikende KollegInnen wussten nicht einmal, wer außer ihnen noch streikt. Bis heute ist auch nicht ganz klar, wer aller im Februar die Arbeit niedergelegt hat. Viel besser ist es da, gemeinsam Stärke zu zeigen. Wir fordern GPA-djp und vida auf, für den Fall eines Streiks gemeinsame Kundgebungen in allen Landeshauptstädten zu organisieren. Sollte dies von GPA-djp und vida nicht passieren, sollten aktive BetriebsrätInnen und Streikkomitees solche Kundgebungen organisieren. Wir von „Sozial, aber nicht blöd“ werden versuchen, uns mit möglichst vielen KollegInnen auf eine gemeinsame Zeit und einen Ort für Streikkundgebungen  zu einigen.

Lieber Streik als schlechter Abschluss!
Urabstimmung über den Abschluss!

Wir sollten keine Angst vor einer längeren Konfrontation mit den Arbeitgebern haben. Wenn es sein muss, sollte es auch Streiks bis über den Februar hinaus geben, eine solche Situation wäre zwar für viele KollegInnen ungewohnt und schwierig, wäre aber immer noch besser als ein schlechter Abschluss. In den Wochen des Arbeitskampfes werden die KollegInnen viel riskieren, umso wichtiger ist es auch in einer Urabstimmung über den endgültigen Abschluss abzustimmen.

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