Donnerstag, 28. März 2019

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen

Mit etwas Abstand wollen wir die Bewegung im Sozialbereich und Pflegebreich zu den vergangenen KV-Verhandlungen reflektieren.

Eines vorneweg: Ja, die diesjährigen Abschlüsse bei SWÖ, Caritas und den anderen relevanten Kollektivverträgen sind leider wieder einmal enttäuschend. Die Löhne im Sozial- und Gesundheitsbereich bleiben damit unter dem österreichischen Durchschnitt und dass uns mehr Urlaubstage als echte Arbeitszeitverkürzung verkauft werden, zeigt ein Missverständnis unseren Forderungen gegenüber. Eine echte Arbeitszeitverkürzung bedeutet höhere Löhne und damit auch im Fall von Arbeitslosigkeit oder Krankheit eine bessere soziale Absicherung für alle!


Trotzdem sehen wir auch, dass der Abschluss etwas besser als der vom Jahr davor ist. Dies haben wir auch jenem Teil der Betriebsrät*innen zu verdanken, die sich von Anfang an aktiv und kritisch eingebracht haben und sehr gute Forderungen formuliert haben. Doch ohne Unterstützung von der Basis bewegt sich meistens wenig.

Die diesjährige Basisbewegung war beeindruckend und darf durch den enttäuschenden Abschluss nicht schlecht geredet werden! Es gab wieder einen bundesweiten Streik und was uns besonders freut: Dieses Mal war er noch sichtbarer, noch öffentlicher als letztes Jahr. In Wien gab es eine öffentliche Streikversammlung, getragen von der Belegschaft verschiedenster sozialer Einrichtungen, auch in Innsbruck gab es eine Demonstration. Die Lebenshilfe in Salzburg nützte den Streik um mit einer öffentlichen Aktion auf die eigene schwierige Arbeitssituation aufmerksam zu machen. Auch in vielen anderen Betrieben (ÖHTB, Hilfswerk und viele mehr) gab es wieder sehr gute und wichtige Streikaktionen! Und was wir noch besonders hervorheben möchten: Es gab wieder gelebte KV-übergreifende Solidarität. Mehrere Mitarbeiter*innen und ganze Einrichtungen der Caritas sprachen öffentlich ihre Unterstützung für die Streiks aus!

Wir wollen diese Zeilen auch nützen, um allen Beteiligten dieser Bewegung unseren Dank auszusprechen! Wir wissen, wie viel Kraft und Energie für so etwas notwendig ist und haben tiefen Respekt vor allen, die sich engagieren, organisieren und ihre wenige Freizeit für eine so gute Sache hergeben!
Wir von 'Sozial, aber nicht blöd' waren uns unsicher, wie es dieses Jahr wird.
Wir wussten nicht, ob die letztjährige Enttäuschung über den vorzeitigen Streikabbruch und den schlechten Abschluss heuer eine neuerliche Initiative verhindern würde. Umso beeindruckter waren wir von der diesjährigen Bewegung im Sozialbereich und hoffen, dass der wieder einmal nicht zufriedenstellende Abschluss auch für die nächsten KV-Verhandlungen genügend Energie freisetzt, um wieder eine große bundesweite Bewegung zu ermöglichen!

Doch was waren die Schwachpunkte unserer Bewegung?
Hier stellt sich für uns als erstes die Frage: Wie können wir vorzeitige Streikabbrüche verhindern?
Ist es überhaupt möglich? Wir wissen es (noch) nicht.
Diese Frage wird uns bis zu den nächsten Verhandlungen beschäftigen und wir freuen uns über jeden Input!
Auch muss betont werden, dass der vorzeitige Caritas-Abschluss dieses Jahr für die SWÖ-Verhandlungen nicht gerade hilfreich war. Hier zeigt sich auch eine große Schwäche unserer Bewegung. Wir müssen es schaffen KV-übergreifend aktiv zu werden. Die verschiedenen KV-Verhandlungen (SWÖ, Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz,...) im Sozialbereich beeinflussen sich gegenseitig und nur wenn wir als Bewegung KV-übergreifend Druck ausüben, können wir verhindern, dass wir gegeneinander ausgespielt werden.

Deswegen hoffen wir nächstes Jahr wieder auf eine große, bunte und laute Bewegung, nur dieses Mal auch wirklich im gesamten Sozialbereich und Pflegebreich! Wir werden wieder unsere Streikworkshops anbieten (diesesmal waren wir z.B. in Wien, Graz und Innsbruck) und auch sonst wieder alles tun, um diese Bewegung zu unterstützen und freuen uns schon darauf!

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