Sonntag, 11. November 2018

Bericht von der BetriebsrätInnenkonferenz im Sozialbereich zum Auftakt der Lohn-und Gehaltsverhandlungen (SWÖ, Caritas, Diakonie)


Am Donnerstag, den 8.11. trafen sich rund 300 BetriebsrätInnen des Sozialbereichs im Veranstaltungszentrum der Volkshochschule Donaustadt in Wien. „Sozial, aber nicht blöd“ war mit AktivistInnen vor Ort, unter ihnen KollegInnen aus SWÖ-Betrieben und der Caritas. Zum Auftakt verteilten wir unser aktuelles Flugblatt. Es scheint, als würden die Gewerkschaften vida und GPA-djp heuer eine wesentlich offensivere Haltung einnehmen als in den letzten Jahren. In unserem Flugblatt unterstützen wir diesen vorsichtigen Kurswechsel ausdrücklich.


Mehr zu unserem Flugblatt- siehe Artikel unten und Link!

Realistisch gesehen werden für echte Verbesserungen in den SWÖ -Betrieben, bei der Caritas und in der Diakonie, Aktionen auf der Straße und in den Betrieben nötig sein. Um etwa eine Lohnerhöhung ähnlich wie bei den MetallerInnen und eine 35-Stundenwoche bei vollem Lohn und Personalausgleich zu erreichen, werden Kampfmaßnahmen bis hin zu Streiks nötig sein.
Deshalb unterstützten wir den Antrag einiger kämpferischer Betriebsräte, die unter anderem eine Streikfondsfreigabe durch den ÖGB, die Etablierung von Streikkomitees, öffentliche Kundgebungen während eines Streiks und eine Urabstimmung forderten. Wie mit dem Antrag verfahren wurde, haben wir bereits in einem ein Posting der „Sozial, aber nicht blöd“-Aktivistin und Betriebsratsvorsitzenden SelmaSchacht veröffentlicht. Gleich zu Beginn der Konferenz erläutere sie – trotz der sehr gering gehaltenen Debattenzeit - Sinn und Zweck des Antrags. 

Die BetriebsrätInnenkonferenz, verlief in vielen Phasen eher untypisch für solche Veranstaltungen:
Einerseits war schon im Vorfeld klar, dass diesmal die Konferenz mit weitgehenderen Forderungen auseinandergehen würde, anderseits war aber die Konferenz wesentlich schwächer besucht als die Jahre davor. Mehrere Wortmeldungen machten zu Recht den frühen Streikabbruch und das Ergebnis vom letzten Jahr für den Frust bei vielen KollegInnen verantwortlich. Durch die geringe Beteiligung war aber das politische Gewicht linker, kämpferischer und alternativer BetriebsrätInnen wesentlich höher als in der Vergangenheit. Diese machten die Konferenz spannender und vor allem kämpferischer.

Ein relativ langer Teil der Konferenz war einem Experten der GPA-djp zum neuen Arbeitszeitgesetzt (60-Sundenwoche/ 12-Stundentag,) und zwei ÖkonomInnen der Arbeiterkammer gewidmet. Alle drei Vorträge waren spannend, der erste zum neuen Arbeitszeitgesetz machte deutlich wie wichtig es ist, weiter gegen dieses Gesetz zu kämpfen. Die Vorträge der AK-ÖkonomInnen waren mit vielen wichtigen Wirtschaftszahlen gespickt; die aber leider auf Grund der Dichtheit der Tagesordnung kaum besprochen werden konnten. Sehr schade, denn manche Prognosen – etwa die von der sehr positiven Wirtschaftsentwicklung- wären durchaus diskutierenswert gewesen. Die ReferentInnen betonten mehrmals den großen Reichtum und die hohen Gewinne in der österreichischen Wirtschaft. „Unser Ziel war es, Euch eine gute Grundlage für sehr weitgehende Forderungen bei den Verhandlungen zu geben“ brachte ein Experte das den Kern der Vorträge auf den Punkt. Auf der Konferenz wurden von vielen BetriebsrätInnen wichtige Forderungen aufgestellt. Viele KollegInnen nutzen die Präsentation aber um Kritik und weitergehende Forderungen einzubringen. Heike Fischer, Betriebsrätin bei der Diakonie Spattstrasse und KV-Verhandlerin sprach sich für eine 30 Stundenwoche und ein offensiveres Vorgehen der Gewerkschaften aus. Selma Schacht, (BRV Wiener Kinder und Jugendbetreuung, Aktivistin von „sozial, aber nicht blöd“ und AK-Rätin) sprach davon, jetzt mit der Mobilisierung zu beginnen und unterstrich die Notwendigkeit für Streiks im Sozial- und Pflegebereich.

Leider wurden die vorgestellten Forderungen und auch der gestellte Antrag nicht debattiert und abgestimmt. Ein großer Fehler der Gewerkschaftsspitze, hier auf die Demokratie zu verzichten! Demokratie ist gerade bei Arbeitskämpfen nichts Abstraktes. Eine gute Einbindung der Betroffenen, die Chance Forderungen zu besprechen und zB durch eigene Erfahrung zu ergänzen und eine Möglichkeit demokratisch mitzuentscheiden, verbessern die Möglichkeit, Forderungen im Betrieb zu erklären und KollegInnen zu mobilisieren.

Gerade weil uns im Sozialbereich eine große Auseinandersetzung bevorsteht, ist es fahrlässig auf die Inputs von KollegInnen zu verzichten.

Auch ohne Abstimmung gelten wohl folgende Forderungen als vereinbart:
  Deutliche Erhöhung der Löhne und Gehälter (wobei viele GewerkschafterInnen über dem Metaller KV Abschluss abschließen wollen, das derzeit eine Forderung nach 6% entsprechen würde)
  35-Stundenwoche bei vollem Lohn und Personalausgleich
  6te Urlaubswoche für alle von Anfang an
  Eine Regelung für geteilte Dienste in allen Bereichen
  Bessere Anrechnung der Vordienstzeiten

„Sozial, aber nicht blöd“ wird die Lohn und Gehaltsverhandlung mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen begleiten. Nach dem schon im letzten Jahr Arbeitskreise zu Aktionen auf der Straße, Arbeit im Betrieb und zu Streiks, sehr gut besucht waren, wollen wir auch heuer wieder eine Reihe solche Veranstaltungen anbieten. Wichtig werden aber vor allem auch Aktionen vor Betrieben und Ausbildungseinrichtungen rund um die KV-Verhandlungen sein. Wenn Du mitmachen willst melde Dich bei uns!

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